(english version below)
Kurz vor dem 10. Jubiläum der Initiative »Komm in die Gänge« ist es endlich so weit: Nach vielen Jahren der Verhandlungen, der Kooperation und manchmal auch des Konflikts haben sich die 2010 gegründete Gängeviertel Genossenschaft 2010 eG und der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg auf einen Erbbaurechtsvertrag geeinigt, der die Zukunft des selbstverwalteten Kulturorts auf Dauer sichert. Dieser bedarf zu seiner Wirksamkeit noch der Zustimmung der Bürgerschaft. Die Generalversammlung der Genossenschaft hat dem ausgehandelten Weg bereits einstimmig zugestimmt.
Für uns ist das deshalb heute ein großer Tag!
Seit der kulturellen Inbesitznahme des Gängeviertels im August 2009 war der Initiative bewusst, dass die langfristige Sicherung des Projekts untrennbar mit der Lösung der Eigentumsfrage verknüpft sein wird. Die zentralen Ziele des Gängeviertels waren und sind dabei: Erhalt und Entwicklung des Projekts über mehrere Generationen, Selbstverwaltung und Gestaltungshoheit sowie die nutzungs- und denkmalgerechte Sanierung. Um diese Ziele zu erreichen, müssen die Flächen und Gebäude des Areals langfristig dem Markt entzogen werden, um sie vor Privatisierung und Profitmaximierung sowie wechselnden politischen Konjunkturen zu schützen. Frei nach dem Motto »Hamburgs Tafelsilber darf nicht verscherbelt werden«, sollte aus Sicht der Initiative ein Erbbaurechtsvertrag zum Erhalt des denkmalgeschützten Ensembles und zur Entwicklung eines alternativen Nutzungskonzepts verhandelt werden.
Wir sind sehr glücklich, dass es nun durch diese zukunftsweisende Einigung zwischen Stadt und Gängeviertel-Genossenschaft gelungen ist, neben der langen Laufzeit des Vertrags auch den Erhalt bezahlbarer Mieten für Wohn-, Gewerbe- und Möglichkeitsräume zu sichern. So kann eine große Bandbreite an unkommerziellen, kulturellen und sozialen Angeboten, Entwürfen und Experimenten als unser Herzensziel auch in Zukunft gewährleistet werden.
Mit diesem wegweisenden Schritt senden Stadt und Initiative gemeinsam ein starkes Signal für eine alternative Stadtentwicklung. Wir hoffen so, dass der Vertrag als Vorbild eine Strahlkraft weit über unser Projekt hinaus entfalten kann. Genossenschaften sind die Lösung zur Umsetzung einer historischen Idee: »die Häuser denen, die drin wohnen«. Diese Forderung ist aktueller denn je, denn angesichts der explodierenden Mieten in Großstädten wie Hamburg und Berlin wird das »Recht auf Stadt« mehr und mehr ausgehöhlt. Der Vertragsabschluss setzt dazu einen klaren Kontrapunkt und würdigt die Eigenart des Gängeviertels, in dem ein Gegenmodell zur segregierten Stadt gelebt wird: Es ist eine lokale Gemeinschaft, die nicht nur die Kunst mit der Politik, sondern auch das Wohnen mit dem Arbeiten wieder an einem Ort zusammenführt. So wird auch ein wesentliches Moment der Geschichte Hamburgs, das Leben in den historischen Gängevierteln, zu einem gegenwärtigen Erlebnis.
Wir sind hocherfreut, dass zum 10. Jubiläumsjahr sowohl des Gängeviertels als auch des Netzwerks »Recht auf Stadt« endlich eine Einigung mit der Stadt erreicht werden konnte. Und wir danken allen, die uns auf diesem langen Weg unterstützt haben. Insbesondere unseren Wegbegleiter*innen aus den befreundeten »Recht auf Stadt«-Projekten, künstlerischen und politischen Initiativen aus aller Welt, unseren fachlichen Berater*innen, Anwälten und natürlich allen Genoss*innen sowie unseren Verhandlungspartner*innen auf Seiten der Stadt. Wir können nun gemeinsam unseren Weg in eine sichere Zukunft weitergehen und mit der kommenden Sanierung weitere Häuser des Gängeviertels mit Ideen von morgen füllen: solidarisch, gemeinschaftlich und kooperativ.
Kommt in die Gänge – und zeichnet Anteile – mindestens die nächsten 75 Jahre!
Just in time for the 10 year birthday celebrations of the Hamburg citizen's initiative “Komm in die Gänge”: after many years of negotiations, cooperation, and occasional conflicts, the Gängeviertel cooperative, founded in 2010, and the senate of the Free and Hanseatic City of Hamburg have concluded a leasehold contract, an agreement that will secure the future of the user-led, grassroots, socio-cultural organisation for years to come. The agreement is subject to the approval of the Hamburg parliament. At a general assembly in the spring, the Gängeviertel cooperative already received a mandate from its members.
And so for us, today is a big day indeed!
Since the cultural occupation of the Gängeviertel in August 2009, the initiative was aware that the long-term security of the project would be indivisible from the question of ownership. The central goals of the Gängeviertel were and remain: preservation and development of the project for many generations, user-led and autonomous decision-making, and a renovation process that respects the the historical character of the buildings while providing modern living and working spaces. In order to achieve these goals, it is imperative that the plots and buildings located in the historic quarter are removed from the real-estate market and protected from privatization and the vagaries of changing political climates. In accordance with the motto “one mustn't flog the family silver,” the initiative was of the opinion that a leasehold contract should be negotiated to preserve the landmarked ensemble of heritage-buildings and promote the development of an alternative concept for their use.
We are extremely happy that the forward-looking agreement between the city and the Gängeviertel cooperative is poised to secure affordable rents for living quarters, independent businesses, and rooms of infinite possibility – for decades to come! This enables us to keep offering Hamburg the cultural output it has come to expect from us, and allows us to pursue our greatest passion far into the future, namely the provision of a wide array of non-commercial spaces, colourful cultural events and tangible social experiments!
With this groundbreaking step, the city and the initiative are together sending a strong signal for an alternative model of urban development. To this end, we hope that our contract can act as a model and inspiration for other projects both near and far. Cooperatives are the solution for implementing a historical idea: “houses for those, who live inside them”. This demand is more relevant than ever; due to the exploding rents in big cities like Hamburg and Berlin, the citizen's “right to the city” is being increasingly undermined.
The conclusion of this contract offers a clear counterpoint to the status quo while simultaneously honouring the uniqueness of the Gängeviertel model, where the prevailing lifestyle is the antithesis of segregated urbanity. We are a local community, bringing together not only art and politics, but also living and working, all in one place. In this respect, a defining epoch in Hamburg's history – life in the historical Gängeviertel – is reanimated in the present.
We are ecstatic that an agreement with the city could be reached in time for the 10th anniversary of not only the Gängeviertel, but also the “right to the city” network! And we want to thank everyone who helped us on this long road. Special thanks go out to our companions from the allied “right to the city” projects, artistic and political initiatives from around the world, our professional consultants and advisors, lawyers, and of course all members of the cooperative, as well as our negotiating partners from the City of Hamburg. We can now move forward, together in a secure future, and – with the coming renovations – continue to fill the rest of the buildings in the Gängeviertel with the ideas of tomorrow: collaboratively, cooperatively and in solidarity.
Come in the Gänge – and become a shareholder – at least for the next 75 years!