WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Regionales
  3. Hamburg
  4. „Komm in die Gänge“: „Sehr glücklich“ über die Einigung im Gängeviertel

Hamburg „Komm in die Gänge“

„Sehr glücklich“ über die Einigung im Gängeviertel

Redakteur
Das Gängeviertel in der Hamburger Neustadt Das Gängeviertel in der Hamburger Neustadt
Das Gängeviertel in der Hamburger Neustadt
Quelle: dpa
Lange verwehrt, endlich gut: Nach zehnjährigen Verhandlungen haben sich der Senat und Genossenschaft Gängeviertel auf dauerhafte Nutzungsbedingungen und einen Erbbauvertrag über 75 Jahre geeinigt.

Die Gebäude des Gängeviertels werden in den kommenden 75 Jahren von der Genossenschaft der Künstler, Bewohner und Gewerbetreibenden genutzt, die aus der Besetzerszene von 2009 und der folgenden Initiative „Komm in die Gänge“ hervorging. Basis der Nutzung ist ein Erbbaurechtsvertrag. Damit bleiben das Grundstück und die Gebäude Eigentum der Stadt Hamburg, Besitzer und autonomer Nutzer ist für den vereinbarten Zeitraum die Genossenschaft Gängeviertel 2010 eG. Sie zahlt für das komplette Areal zwischen Valentinskamp, Caffamacherreihe und Speckstraße eine jährliche Miete von 303.000 Euro, was für die Lage des Ensembles in der City ausgesprochen günstig ist.

Nach zehnjährigen Verhandlungen haben sich damit der Hamburger Senat auf der einen und die Bewohner des Gängeviertels auf der anderen Seite auf dauerhafte Nutzungsbedingungen geeinigt. Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt, Kultursenator Carsten Brosda (beide SPD) sowie Christine Ebeling und Till F. E. Haupt für die Gängeviertel Genossenschaft verkündeten die Ergebnisse am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in der Fabrique, dem großen Saal unter dem Dach in einem der drei sanierten Gebäude des Viertels.

Die Verhandlungen zum jetzt getroffenen Abkommen seien in den letzten anderthalb Jahren geführt worden, erklärten beide Seiten. Senatorin Stapelfeldt betonte, der Vertrag sei „der absolut richtige Weg“. Nun muss nur noch die Bürgerschaft zustimmen, dann kann der Besitz im Januar 2020 an die Genossenschaft übertragen werden.

Viel Überzeugungsarbeit geleistet

Christine Ebeling erklärte, die Initiative habe Schritt für Schritt Erfolge erzielt, der erste sei der Rückkauf der Gebäude durch die Stadt nach der Besetzung 2009 gewesen, die von den Künstlern nicht als Besetzung, sondern als „kulturelle Inbesitznahme“ bezeichnet wird. Till F. E. Haupt ergänzte, in den ersten sieben Jahre sei viel Überzeugungsarbeit zu leisten gewesen. Stapelfeldt und Brosda dankten den Staatsräten Jana Schiedek (Kultur) und Matthias Kock (Stadtentwicklung), die vor Ort mit den Vertretern der Genossenschaft die Vereinbarung ausgehandelt haben. Deren Vertreter erklärten, sie seien „sehr glücklich“, dass es gelungen sei „bezahlbare Mieten für Wohn-, Gewerbe- und Möglichkeitsräume zu sichern.“ In den Gebäuden sollen 62 Wohnungen genutzt werden.

In den vergangenen Jahren wurden die ersten drei Gebäude für 8,2 Millionen Euro saniert, insgesamt standen laut Stapelfeldt nach einer Berechnung von 2011 rund 20 Millionen Euro für die Sanierung aller Gebäude zur Verfügung, der Bedarf soll wegen gestiegener Kosten noch einmal neu ermittelt werden und die Summe entsprechend angepasst. Neun Gebäude müssen noch saniert werden.

Lesen Sie auch

Kultursenator Brosda erklärte in schönster Eintracht mit den zustimmend nickenden Künstlern, das Gängeviertel sei ein „kritischer Ort“. Es könne nicht darum gehen, überall „glatte Oberflächen“ in der Stadt zu schaffen, sondern „wir brauchen Bruchkanten der städtischen Entwicklung“. Das Gängeviertel habe sich, so Brosda, in den vergangenen Jahren zu einem lebendigen sozialen und kulturellen Labor für kreatives Arbeiten und Leben entwickelt. Dabei sei es auch „zu einem international wahrgenommenen Motor für Kreativität“ geworden.

Kleines Museum entsteht

Christine Ebeling und Till F. E. Haupt befanden, die zentralen Ziele der Initiative seien durch den Vertrag erreicht worden, dazu zählten „die Entwicklung des Projekts über mehrere Generationen, Selbstverwaltung und Gestaltungshoheit, sowie eine nutzungs- und denkmalgerechte Sanierung“.

Laut Vertrag seien lediglich größere Flächen für die soziokulturelle Nutzung auch durch andere Initiativen vorgesehen als ursprünglich angedacht, ergänzte Haupt. Mit Blick auf die rund 200-jährige Geschichte des Gängeviertels entsteht aktuell ein kleines Museum zur Zeit der anfänglichen Nutzung als Arbeiterquartier. Vom 23. bis zum 26. August wird die Genossenschaft ein Fest zum zehnten Jahrestag der „Inbesitznahme“ feiern.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema