Wir vom Gängeviertel beobachten irritiert, dass gerade von der Hamburger Staatsanwaltschaft ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen Amelie Deuflhard eröffnet wurde und stellen uns hinter die Angezeigte.
Die Intendantin von kampnagel hatte Flüchtlingen im Rahmen der Kunstaktion 'ecoFavela Lampedusa Nord' der Gruppe "Baltic Raw" ein Quartier gegeben; wir betrachten diese Form des „Kunstasyls“ als sinnvollen Beitrag zum künstlerischen und sozialen Stadtdiskurs und werden den Prozessverlauf kritisch beobachten.
Amelie Deuflhard kann man verklagen - wie absurd! -, aber den Geist der dahinter steht, den kann man mit einer Klage nicht unterkriegen. Im Gegenteil: Amelie steht nicht allein, sie muss (stellvertretend) möglicherweise für Tausende Menschen vor den Kadi, doch wir stehen an ihrer Seite und wir werden mehr! Denn immer mehr Menschen in Hamburg zeigen sich solidarisch mit den politischen Forderungen der Flüchtlinge. Zuletzt wurde dies von den über 7000 Menschen eindrucksvoll unter Beweis gestellt, die sich am 1. Mai bei der „Never mind the papers“-Demonstration beteiligt haben.
„Recht auf Stadt – Never mind the Papers!“ ist aber noch mehr als das: die Vision einer städtischen Gesellschaft, die keine nationale Zugehörigkeit mehr kennt – eine Gemeinschaft, die durch diejenigen lebt, die darin leben. Für viele Hamburger*innen ist dieser Gedanke ganz selbstverständlich alltägliche Praxis geworden. Viele Wohnprojekte der Stadt, WGs und soziale Zentren nehmen seit über einem Jahr Hunderte von Flüchtlingen auf, unbemerkt von der Öffentlichkeit. Schon lange sind die Refugees Teil unserer Initiativen, sie sind Teil unserer Nachbarschaften, Freundeskreise, Sport- und Kochgruppen und unterlaufen die behördliche Ausgrenzung, wo es geht. Das Unterlaufen des Exklusionsparadigmas durch künstlerisch-aktionistische Praktiken wie die auf kampnagel ist ein wichtiger Bestandteil einer dringend notwendigen gesellschaftspolitischen Debatte zum Thema Migration.
In diesem Sinne: Refugees welcome und Solidarität mit Amelie Deuflhard.
Und: Bitte weitermachen!
Euer Gängeviertel