Griechenland: Eine Revolution gibt es nicht in einer Nacht
Griechenland hat in den letzten Jahren als »Krisenlabor« für die EU gedient. Wie weit können ArbeiterInnen gedrückt und ausgepresst werden? Dabei geht es nicht um nackte Verelendung, sondern um die Ausbeutung von Arbeitskraft leiten die jüngsten »Zusagen von Investitionen«, speziell im Logistiksektor und der Exportindustrie, jetzt eine neue Phase auch des Widerstandes ein?
Seit 2009 überwog bei vielen GriechInnen zunächst die Überzeugung, politische Manifestationen könnten die Herrschenden zu einer Kurskorrektur der zerstörerischen Politik zwingen. Im Juni 2011 wurde über Wochen der Syntagma-Platz in Athen besetzt und seitdem immer wieder bei Sparbeschlüssen das Parlament belagert. 21 Generalstreiks gebündelt in großen Demonstrationen wurden bei solchen Anlässen durchgeführt. Die einen glaubten, eine Kursänderung - notfalls mit dem Sturz der Regierung - durch ihre friedliche, massenhafte Präsenz erreichen zu können, die anderen (besonders die Metropolen-Jugend) durch Straßenschlachten. Auf die Straße gingen einerseits die Menschen an den Unis (StudentInnen und Akademiker), »Prekäre« und Arbeitslose, andererseits Staatsangestellte.
Basisgewerkschaften, kleine Betriebsgruppen, linke Parteien, politische Gruppen, Studentengruppen und Nachbarschaftsversammlungen waren mit ihren Transparenten bei den Demos immer sichtbar. Sie hatten aber keine realen Möglichkeiten, die Entwicklung zu beeinflussen; ihre Aufrufe zu selbstorganisierten Kämpfen und dem politischen Generalstreik blieben Parolen.
Wirklich gestreikt haben nur die staatliche Verwaltung und die öffentlichen Betriebe (z.B. Metro, Fähren, Häfen ). Im Privatsektor ist Streiken mit Entlassung bedroht. Somit waren die Generalstreiks weniger eine Blockade der Produktion als ein Ausbruch der Wut und eine Hoffnung auf die »große Nacht«, die einen »neuen Tag« bringen soll. Doch als die Maßnahmen dann verabschiedet wurden, war die kollektive Enttäuschung umso größer eine Sackgasse.
Während die Proteste die alltäglichen Auswirkungen der Krise nur abstrakt aufgriffen, befanden sich viele im individuellen und kollektiven Überlebenskampf.
Selbstverständlich ist die Krise eine politische Frage. Aber nicht im Sinne von Parlament, Rechtsstaat, Abgeordneten, Wahlen, rituellen Generalstreiks, Regierungsbildung usw., sondern als dauerhafter Klassenkampf, als Frage des Kräfteverhältnisses zwischen Herrschenden und ArbeiterInnen. Dieser Kampf findet täglich an den Arbeits- und Reproduktionsstätten statt, in Vierteln und Nachbarschaften, wo die Kämpfe konkret werden, alltägliche Bedürfnisse betreffen, solidarische und gemeinschaftliche Strukturen aufbauen. Eine Verbindung der verschiedenen Kämpfe in Griechenland und in anderen europäischen Ländern wird nur über gemeinsame Kämpfe gegen die Ausbeutung möglich werden.
Unsere Veranstaltung mit einem Genossen aus Griechenland wird drei Teile haben:
1) Die Krise in Griechenland als Projektionsfläche auch der deutschen Linken
2) Die Krisendynamik in Griechenland
3) Die aktuelle Streikwelle
Veranstaltung am
Montag, 29.04.2013, 19 Uhr im Gängeviertel 20355 Hamburg
Wildcat - wildcat-www.de
Kontakt: redaktion@wildcat-www.de
Einlass: 19:00
Beginn: 20:00