25. July 2016 Neuigkeiten, Startseite

St. Pauli bleibt dreckig!

Wir protestieren gegen die Polizeiaktion in der Hafenstraße!


Mit Wut und Unverständnis haben wir am Montag erlebt, wie ein Sondereinsatzkommando der Polizei an der Hafenstraße Bürgerkrieg gespielt hat. Auf Grundlage eines vagen Verdachts und eines ebenso fadenscheinigen Durchsuchungsbeschlusses wurde das Wohnprojekt Plan B mit vorgehaltenen Maschinenpistolen von einem Großaufgebot der Polizei gestürmt. Gefunden wurde dabei: Nichts.

In Berlin konnte vor kurzem eine ähnlich waghalsige Aktion der Staatsgewalt in der Rigaer Straße beobachtet werden, als die Kneipe Kadterschmiede in der Rigaer94 überfallartig geräumt wurde; ein Vorgehen, dass inzwischen von Gerichten als illegal bewertet wurde. Als Reaktion auf den Angriff auf einen selbstverwalteten Freiraum kam es zu einer breiten Solidarisierung und massiven Protesten. Es erstaunt uns, dass die Verantwortlichen in Polizei und Politik anscheinend weder dort noch hier aus den bisherigen Erfahrungen gelernt haben. Selbstverwaltete Freiräume sind ein unverzichtbarer Bestandteil des städtischen Miteinanders, in denen Utopien praktisch werden und Menschen und Ideen ein Raum gegeben wird, den es in der durchverwerteten Stadt sonst nirgendwo gibt.

Willkürliche Angriffe und Repression werden uns dabei nicht einschüchtern, sondern zusammenbringen, um gemeinsam unsere Projekte zu verteidigen. Die Hamburger Politik hätte das eigentlich schon aus dem Fiasko mit den Gefahrengebieten lernen können. „St. Pauli bleibt dreckig!“ steht in diesem Kontext für eine Haltung, die trotz der im Stadtteil wuchernden Glasfassaden die Hoffnung auf ein ganz anderes Zusammenleben hochhält. Eine Haltung, die die pauschale Festnahme von Menschen mit der vermeintlich falschen Hautfarbe als das bezeichnet, was sie ist: Rassismus; die das Leben auf der Straße und in den Nachbarhäusern als Bereicherung und nicht als potentielle Lärmbelästigung ansieht; die sich einmischt, handelt und Alternativen schafft, wo es angeblich keine geben soll.

Auch unsere große Schwester, die Hafenstraße, hat uns immer unterstützt, ideell und als Mitglied unserer Genossenschaft, und kann sowohl als Raum als auch als Symbol gegen die Verwertungslogik der Stadtpolitik in ihrer Bedeutung kaum überschätzt werden. Wir rufen daher dazu auf, die Proteste gegen das völlig unverhältnismäßige Vorgehen der Polizei zu unterstützen und solidarisieren uns mit den Betroffenen der Repression gegen die Hafenstraße und in der Rigaer 94.

Gängeviertel, Juli 2016



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