Ausstellung: Stay with me

28. April 2016 - 08. Mai 2016

MOM art space

Stay with me

Vernissage am Donnerstag, 28. April um 19 Uhr

Ausstellung vom 29.04.. bis 08.05.2016

Öffnungszeiten: Di. bis So. 15 bis 19 Uhr und nach Vereinbarung

 

Die Ausstellung „Stay with me“ zeigt Notizbücher von 85 Künstler*innen, in denen sie ihre Erinnerungen an die Gezi-Proteste in Istanbul ver- und bearbeiten. Darin kommen auch Angst, Unsicherheit, die Existenz im Verborgenen sowie Momente der Hoffnung, Wirklichkeit und Zukunft eines kollektiven Widerstands zum Vorschein.

 

Im Mai 2013 und den darauf folgenden Monaten gingen hunderttausende Menschen erst in Istanbul und später in vielen Teilen der Türkei gegen die Regierung Recep Tayyip Erdoğans auf die Straße. 

Die Proteste hatten mehrere Todesopfer und tausende Verletzte zur Folge. Der Titel „Stay with me” beschreibt den Moment letzter Anstrengung, in dem die Hoffnung zu schwinden drohte. Der Slogan „Halte durch, gib nicht auf” wurde zum Ausdruck einer kollektiven Motivation, durchzuhalten. In der Ausstellung lebt dieser Moment wieder auf.

Auszug aus dem Ausstellungstext von Selda Asal:

“Davor und auch danach starben viele Menschen, wurden getötet. Kriege sind nicht zu Ende und werden es niemals sein. Kriegsrecht, nicht zu rechtfertigende Hinrichtungen, Militärregierungen, Völkermorde ... Wirklich, was hat uns in jenen Zeiten am Leben gehalten ... Wie haben wir das, was passiert ist, gesehen? Was haben wir gesehen? Oder konnten wir überhaupt sehen? Wenn wir nicht mehr in der Lage waren zu sehen, was hat uns erblinden lassen?

Vielleicht haben wir uns an vieles gewöhnt, sind immun gegen alles geworden. Vielleicht sind wir abgestumpft, weil wir jede Nacht die „Live-Berichterstattung“ verfolgt haben. Ja, wahrscheinlich haben wir deshalb so oft durch die Kanäle geschaltet und anderen Träumen erlaubt, uns in ihren Bann zu ziehen. Ja, das war das Vergessen, und wir haben gelernt zu vergessen.

Ich kehre zur ersten Frage zurück: Was war es? Was ist passiert? Kennen wir die Antwort? In jedem Augenblick geschah so viel, dass der Satz zu unserer eigenen Täuschung feststand. Aber wir konnten einfach nicht mithalten. An einem Punkt, als wir einfach nur da standen, begann etwas anderes. Wir waren auf den Straßen. Seite an Seite. Wir kannten uns nicht einmal, aber wir standen Seite an Seite. Wir waren dort. Wir haben gelernt, unsere Türen offen zu halten, Eimer voll Wasser vor die Wohnung zu stellen und im Falle einer Festnahme ein Dokument mit unseren Rechten an der Wohnungstür zu hinterlassen. Wir twitterten uns gegenseitig die Situation aus jeder Straße, die wir passierten.

Es war Hoffnung. Der Geist der Solidarität, die Herausforderung, Seite an Seite zu stehen. Dann ...

Nichts hat sich geändert. Wir zogen uns von der Außenwelt zurück. Jetzt sind wir müde. Ist es möglich, sich an diese Hoffnung noch einmal zu erinnern?

Wir müssen irgendwo anfangen ...“

 

Beteiligten Künstler*innen sind:

Ali Miharbi Anti-Pop Aslı Çavuşoğlu Ayşe Kücük Azra Deniz Okyay Balca Ergener-Meltem Ahıska Berkay Tuncay Burçak Bingöl Carla Mercedes Hihn Ceren Oykut Christine Kriegerowski Ciğdem Hasanoğlu Devrim Karabeyoğlu Didem Erk Eda Gecikmez Ekin Saclıoğlu Elif Çelebi Elmas Deniz Endam Acar Erdağ Aksel Erhan Öze Erdem Helvacıoğlu Eser Selen Evrensel Belgin Fatih Aydoğdu Fatma Belkıs Fatma Çiftçi Ferhat Özgür Figen Aydıntaşbaş Fulya Çetin Genco Gülan Gonca Sezer Gökçe Suvari Gökhan Deniz Göksu Kunak Gülcin Aksoy Gul Kozacıoglu Gümüş Özdeş Güneş Savaş Güneş Terkol Gözde İlkin Hale Tenger Hubert Sommerauer İlhan Sayın İnci Furni İpek Duben İremTok Komet Leyla Gediz Lebriz Rona Melike Kılıç Merve Çanakçı Merve Şendil Mischa Rescka Murat Tosyalı Nalan Yırtmaç Nancy Atakan Nazım Dikbaş Neriman Polat Nurcan Gündoğan Onur Ceritoğlu Onur Gökmen Özgür Demirci Özgür Erkök Moroder Özge Enginoz Ruchan Şahinoğlu Raziye Kubat Sabine Küpher Büsch Thomas Büsch Seçil Yersel Sena Başöz Senem Denli Sevim Sancaktar Sevil Tunaboylu Sevgi Ortaç Suat Öğüt Sümer Sayın Şafak Çatalbaş Ulufer Çelik Yaprak Kırdök Yasemin Özcan Yasemin Nur Yavuz Parlar Yeşim Ağaoğlu Zeyno Pekünlü

 

Backstage: Selda Asal, Organisation: Iver Ohm

Das Gängeviertel wurde am 22. August 2009 besetzt und vor dem Abriss gerettet. Seitdem setzen wir uns für diesen nichtkommerziellen soziokulturellen Ort ein: für ein gemeinsames Leben, Arbeiten und Wohnen, für mehr Kunst, Kultur und Soziales mitten in Hamburg.

Der MOM art space ist der neue Kunstraum in der im März 2016 wiedereröffneten FABRIQUE im Gängeviertel. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf kollektiven künstlerischen Prozessen. Immer häufiger arbeiten Künstler in Teams zusammen um gemeinschaftlich größere und komplexere Projekte zu realisieren. Aber auch jenseits klassischer künstlerischer Praktiken ist kollektives Handeln in den letzten Jahren auf eine neue Art gesellschaftsprägend gewesen. Dieser Entwicklung, die wir als besonders relevant empfinden, möchten wir Raum geben und nachforschen.

Betrieben wird das MOM von einem Kuratorenkollektiv, welches aus erfahrenen Ausstellungsmachern und Künstlern besteht. Die Mitglieder des Kollektivs haben schon in der Vergangenheit an verschiedenen Orten im und außerhalb des Gängeviertels verschiedene Galerieprojekte betrieben. Aufgrund der langjährigem künstlerischen und kuratorischen Praxis ist das Kuratorenteam national und international weit vernetzt und wird besonders interessante Künstler, Künstlerinnen und Projekte nach Hamburg einladen.

 

MOM art space | Valentinskamp 34a Eingang über die Brache Speckstrasse | 20355 Hamburg

www.das-gaengeviertel.info/programm

 

 

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