The politics of boredom
Galerie Speckstrasse
Speckstrasse 83-87
Vernissage: 25.04.2015 um 19.00 Uhr
Musik: Rāzvan Kim und Julian Humankapital
Performance und Lesung: 20:00 Hannah Bittner - Thema “Kacheln im Licht”
Anschließend Musik: Punk und Boredom
Dauer der Ausstellung: 26.04. - 10.05.2015
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 16.00 bis 19.00 Uhr
Rāzvan Kim - Una Ivona - Svetlana Grigorieva - Julian Humankapital -
Luisa Johannsen - Johannes Buller - Lara Kneesch - Mascha Livanskaia
Dreist vereint The politics of boredom das alte Punk-Paradigma unter den Grundsätzen politisierter Kunst und der Do-it-yourself-Bewegung. Nach dem ersten Aufflackern zu Beginn der Punkbewegung, war es im Grunde ein Ansatz von unten oder in anderen Worten die Entstehung oder Manifestation von Kunst aus der Arbeiterklasse. Die Ausstellung verfolgt nicht die Absicht, die Punk-Agenda wieder zu beleben, eher deren Vorstellungen zu beleihen und sie in neuer Form zu transplantieren. “Die Politik der Langeweile” überspannt historisch ein breites Gebiet der künstlerischen Ansätze: Musik, Performance, Theater, Film und bildende Kunst sind Ausdruck dessen. Durch die Verweigerung aller Formen der externen Interpretation ausser ihrer eigenen, entgleist diese Ausstellung aus den Bahnen des klassischen Kuratierens.
“Wir verstehen uns als Beides, als die Leugner wie auch die Verweigerer. Selbst auferlegter Ausschluss aus der konventionellen Interpretation und der Dekodierung der Kunst ist einer unserer Leitgedanken. Als selbsternannte "Social-End-Produkte", funktionierten wir als Kritiker und Gaukler, als Abfall und Spiegel. Die Politik der Langeweile ist unser Tor zur Welt, ihre Präsenz begrüssend, ihren Einfluss verweigernd. Wir möchten die Besucher von der Langweile heilen.”
Rāzvan Kim
Ein Sammler von Instrumenten, künstlerischen Ausdrucks, Reisender in Gedanken und Ländern, ein Einsiedler in seinem eigenen Exil. Geboren im Westen Rumäniens in einer Zeit der großen Revolte und völliger Passivität, Laich eines widerlichen Regimes mit seinen nordkoreanischen Wurzeln und seiner ungewissen nationalen Identität. Wanderer in Kanalisationen und alten verrauchten Bars, angefüllt mit Anwälten des Widerstands, Fotografen von Orten, die niemals existierten. Eine Serie von Photographien präsentiert in der Unschärfe einer imaginativen Dystopie, die dem Zweck dient eine Behauptung und ein Spiegel zu sein für ein Treffen der gesellschaftlichen Werte.
Una Ivona
Künstlersprößling - hat sich konsequent durch alle Kunstformen durchgekämpft um ihr enfant terrible Dasein für Malerei und dem Schreibermetier aufzugeben. Es beschäftigen Sie Konzepte des Präsenz/ Abwesenheit, der Unsichtbarkeit und Sichtbarkeit und mnemotechnische Gedankenspielereien. In ihrer letzten Arbeit geht es um die Unsichtbarmachung von Persönlichkeiten/ Charakteren/ Gesichtern und derer kultureller Überschreibung durch den Prozess des Erinnerns/ Vergessen. Stilistisch arbeitet sie mit Wischtechniken um ihr Material zu verfremden. Das Ergebnis, eine Collage will sich der Copy-Paste Kultur widersetzen.
Svetlana Grigorieva
Svetlanas künstlerische Arbeit dreht sich um zwischenmenschliche Beziehungen. Als Inspiration nimmt sie viele Dinge aus ihrer Umwelt auf und vermischt vergangene Zeiten mit Pop-und Subkultur. Von Siebdruck, über Collagen, Malerei, Photographie, Zeichnungen, Druckgrafiken wählt sie die Technik, die ihr passend für die jeweilige Idee und deren Umsetzung erscheint.
In dieser Ausstellung zeigt sie Collagen und analoge Photographien. Die Photographien werden eine Vorschau aus einem Buch sein, welches im Rahmen ihrer Bachelorarbeit entstanden ist. Echte Menschen und echte Geschichten stehen dabei im Mittelpunkt. In dem Buch 'never mind the boredom' beschreibt sie den fiktiven Tag einer Gruppe junger Leute. Gelangweilt von den gesellschaftlich gegebenen Möglichkeiten machen sie sich auf die Suche nach mehr. Im Sommer 2015 soll das Buch veröffentlicht werden.
Julian Humankapital
„Before the Flies are there ....theres me....“
Unter dem Arbeitstitel „Before the Flies are there... theres me (bevor die Fliegen kommen..... komme ich)“ hat sich Julian Jasper mit der Frage beschäftigt: wie man einer leblosen Figur innerhalb eines Filmclips, Charakter und Ausdruck verleihen kann. Die Figur besteht aus verschiedenen Stoffen, Holz und Schrottgegenständen. Sie steht auf einem Skateboard und kann sich fortbewegen. Der Filmclip wird mit einer dafür eigens produzierten Blues Musik unterlegt und wurde in Hamburg Rothenburgsort aufgenommen.
Luisa Johannsen
Weder die Autorin dieser Werke, die den Anspruch der Kunst hasst, noch ihre Fotografie, welche die Künstlerin hasst, wollen hier weiter erwähnt werden.
Als Flüchtling der Zeit, in der die Langeweile keine Heimat mehr hat, ist jedes grafische Mittel ein Instrument um die Vergänglichkeit zu fesseln und sie im Stillstand zu zerstören. Jedes Negativ ist ein Unikat, ein Moment im Leben, eine Erinnerung an geliebte Menschen, dessen Zerstörung Ausdruck vom Verlust der Nähe ist. Sie erzählen von der Entfremdung zur Familie, sie trauern um die Vergänglichkeit von Freundschaften und sprechen über das Sterben von Menschlichkeit. Ihr Inhalt ist alltäglich, fast schon langweilig, bis wir uns darüber bewusst werden das alles ein ungewöhnlicher Ausdruck von Liebe ist.
Johannes Buller
"Herr, ich habe die große Beschäftigung, müßig zu gehen; ich habe eine ungemeine Fertigkeit im Nichtstun; ich besitze eine ungeheure Ausdauer in der Faulheit. Keine Schwiele schändet meine Hände; der Boden hat noch keinen Tropfen von meiner Stirne getrunken; ich bin noch Jungfrau in der Arbeit, und wenn es mir nicht der Mühe zuviel wäre, würde ich mir die Mühe machen, ihnen diese Verdienste weitläufiger auseinanderzusetzen." - Georg Büchner
Langeweile und Müßiggang gehen ja öfter Hand in Hand, und sind oft ein Zustand des Subjekts in seiner Orientierungslosigkeit in der Moderne. Letzteres ist meist der thematische Inhalt in Johannes Bullers Malerei; hier wird sich dem Thema jedoch über Körperlichkeit und Hexis genähert. Außerdem wollte er sich schon immer einmal dick malen.
Lara Kneesch
Wikipedia sagt:/ "//Körpersprache ist eine Form der nonverbalen Kommunikation, die sich in Form von Gestik, Mimik, Habitus und anderen bewussten oder unbewussten Äußerungen des menschlichen Körpers ausdrückt."/
Können jene, unbewusste Äußerungen ebenso gut gesellschaftlicher Dogmen oder fremdbestimmter Normen unterlegen sein? Fragen und Inhalte wie diese sind Gegenstand in Laras Malerei. Mittels klassischer Materialien wie Leinwand, Pinsel und (Acryl-)Farbe tritt sie in den Dialog mit dem Betrachter, um zur Auseinandersetzung mit Körpersprache, -haltung und -ausdruck anzuregen."
Mascha Livanskaia
Die in St. Petersburg geborene Künstlerin bringt ihre Sichtweise in Zeichnungen, Drucken, Film und Fotographie zum Ausdruck. Jedoch schlägt Ihr Herz für die Malerei. Dort gelingt es ihr gegenständliche Motive, unter anderem durch Ihre Schichttechnik, mit abstrakten in einem Bild zu vereinen.
Derart aufgebrochen erhalten die gegenständlichen Abbildungen einen Widerhall der Ideen- und Gefühlswelt in einer zeitlichen Dimension, da der Fokus des Betrachters zwischen den Ebenen springt. So fassen die Gemälde sichtbare und unsichtbare Spuren die das Leben hinterlässt. Ihr Interesse gilt dabei dem Menschsein, Schicksal, Zufall, Vorsatz, der Willkür und den Konsequenzen des Daseins und Handels vom persönlichen bis zum Gesellschaftlichen.