Wir kennen uns im Gängeviertel ganz gut aus mit schief hängenden Bildern. Schließlich hält nicht jeder Nagel in unseren Altbauwänden. Nicht schlimm. Guckt sich gerade. Beim Bild, das unsere Gesellschaft gerade abgibt, funktioniert das nicht: Sie kippt. Und kippt. Und kippt. Nach rechts. Da braucht es keine Wasserwage, um das zu sehen. Es macht zwar Hoffnung, dass Menschen auf die Straße gehen – etwa gegen die Entgleisungen des Kanzlers. Trotzdem sitzt die Sorge tief, wenn, wie in der Stadtbild-Debatte geschehen, Betroffene von Rassismus und Opfer von Sexismus gegeneinander ausgespielt werden.
Umso wichtiger ist es daher, dieser Tage Veranstaltungen gegen das Vergessen auf die Beine zu stellen. Am 9. November vor 87 Jahren brannten jüdische Geschäfte und Synagogen. In all seiner historischen Tragik bildet der Tag einen Rahmen, um heute vor der Widerkehr des Faschismus zu warnen. Ab 19 Uhr lesen Hamburger Schriftsteller*innen – darunter Reimer Eilers, Esther Kaufmann, Christina Oskui und Margret Silvester – im Saal der Fabrique aus der Anthologie „Wir haben Wölfe gehört“. Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auf viele Besucher*innen und eine angeregte Diskussion.
Etwas, vor dem alle FLINTA* und nicht nur Töchter geschützt werden müssen, was weniger im Stadtbild als in den eigenen vier Wänden droht und das in allen gesellschaftlichen Schichten stattfindet, ist Gewalt gegen Frauen, weil sie Frauen sind. In Hamburg findet der Kongress gegen Femizide und geschlechterbasierte Gewalt vom 21. bis 23. November in den Räumen der Universität Hamburg und der W3_Werkstatt für internationale Kultur und Politik in Altona statt. Hier könnt ihr das Programm herunterladen. Am 22. November laden wir in der JupiBar zum After-Kongress-Barabend – und zum weiteren Vernetzen, Informieren und Abhängen.
Ihr wisst, dass wir eine Reihe an Werkstätten im Gängeviertel haben. Wisst ihr auch, dass ihr sie nutzen könnt? Im November gibt es Gelegenheit, anzudocken:
- Jeden zweiten Donnerstag im Monat von 18-21 Uhr beim Projektabend in der Farbfabrique, im 1. OG links in der Fabrique. Wir zeigen dir für dein Siebdruck-Projekt die Werkstatt und sprechen über einen möglichen Ablauf.
- Am 6. und 20. November lädt Risofort zum offenen Studio von 15:30 bis 19 Uhr im Souterrain der Speckstraße. Einfach rumkommen ohne Anmeldung, sich Risografie erklären lassen, Papier und Farben in echt angucken und kleine Auflagen gegen Materialkosten drucken.
- Am 21. November startet die Crew unserer offenen Tischlerei in der JupiBar einen Barabend zum Kennenlernen und mit lustigen Schrauben-Sortier-Spielen, um Geld für neue Maschinenkabel zu sammeln. Kommt vorbei!
Ihr kommt für die Kunst ins Viertel? Dann legen wir euch folgende Schauen in unseren Galerien ans Herz:
- Unter dem Titel „dinge/things“ folgen die Künstlerinnen Sophie Horvath, Inge Krause und Maria Jeona Zoleta einer Erzählung von Georges Perec aus dem Jahr 1965, in der sich ein Paar mit den schönsten Dingen umgibt und sich doch die Leere in ihre Beziehung einschleicht. Die Künstlerinnen zeigen im MOM art space Gemälde und Dinge aus ihrem persönlichen Besitz. Zu sehen bis zum 9. November.
- Sie taumeln, die trudeln, sie driften durch den Raum: Die Künstler*innen IRIS-A-MAZ und Thorsten Tenberken zeigen in der Galerie Raum linksrechts Menschen und Dinge im Schwebezustand. Im Augenblick vor dem Fall. Eröffnung ist am 8. November ab 19 Uhr.
- Gruppe Motto widmet sich in der Galerie Speckstraße dem Element, aus dem unser Planet zu 71 Prozent besteht: Wasser. In unterschiedlichen künstlerischen Positionen entfalten sich seine Bedeutungen – vom alltäglichen Kontakt bis zur globalen Knappheit. Die Vernissage findet am 27. November ab 19 Uhr statt.
Und weil’s gerade so schön ist mit den Bullet Points, kommen hier drei weitere:
- Am 6. November gibt Devin Heat ein Konzert in der JupiBar. Er ist in einer entlegenen Ecke Norddeutschlands aufgewachsen, wo es wenig zu sehen gab, außer den Horizont über dem Moor und wie die Tage kamen und gingen. Seine handgemachte Musik liefert für dieses Bild den passenden Soundtrack.
- Am 16. November ist endlich wieder Flohmarkt – auf mehreren Ebenen der Fabrique mit Kram, Kunst, Klamotten, Musik, Geschenken, Getränken, Siebdruck in der Farbfabrique und feinstem syrischen Essen im Armagie. Reserviere deinen Stand verbindlich unter flohmarkt(at)das-gaengeviertel.info. Beginn ist 10 Uhr, Aufbau ab 9 Uhr. Standgebühr: Pay what you can.
- Am 21. November findet ein Soli-Rave für Polylux statt. Clubkultur trifft antifaschistische Solidarität. Never silent. Never passive. NEVER//NOW. Empowern, vernetzen und vor allem finanzielle Ressourcen dort hinbringen, wo sie dringend gebraucht werden. Mehr Infos hier.
NOCH MEHR VERANSTALTUNGEN HIER!
Wir sehen uns im Gängeviertel.
Macht diesen Ort zu eurem Ort.
Bis gleich!

