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Gefangen im Labyrinth des Gängeviertels

Chefreporter WELT AM SONNTAG
Manchmal ist es schwer, Gut und Böse auseinanderzuhalten.Hanzevast zum Beispiel: Eigentlich doch gut, weil die uns Geld geben für das Gängeviertel, das jahrelang keine - Verzeihung: Sau - interessierte und das still und erfolgreich vor sich hin verfiel.Finanzsenator Michael Freytag (CDU) verkaufte es, fertig. Erst als Künstler sich im August in den letzten Relikten des einstigen Arbeiterslums des

Manchmal ist es schwer, Gut und Böse auseinanderzuhalten. Hanzevast zum Beispiel: Eigentlich doch gut, weil die uns Geld geben für das Gängeviertel, das jahrelang keine - Verzeihung: Sau - interessierte und das still und erfolgreich vor sich hin verfiel. Finanzsenator Michael Freytag (CDU) verkaufte es, fertig. Erst als Künstler sich im August in den letzten Relikten des einstigen Arbeiterslums des 19. Jahrhunderts niederließen und für das Quartier trommelten, fiel es plötzlich allen auf: Hey, das ist ja irgendwie alt und denkmalgeschützt! Und alt ist gleich marode gleich hip gleich Metropole. Und in so einer wollen wir ja alle drin leben! So wurden die Künstler jedermanns Freund. Nur die Holländer von Hanzevast waren die Bösen, denn die wollen - Überraschung - mit dem von ihnen gekauften Areal Geld verdienen. Wenn das die Haspa oder Hochbahn macht, ist das gut, aber bei Hanzevast ist's jetzt böse, weil gegen Neu-Gut (Künstler) gerichtet. Alles klar? Nein? Macht nichts. Die Baubehörde, die Finanzbehörde, das Bezirksamt Mitte und die Kulturbehörde kannten den Unterschied ja auch lange nicht.

Aber der Status "Weltmetropole" ist auch sonst in höchster Gefahr. Der Deutsche Gaststättenverband Dehoga etwa fürchtet ein absolutes Rauchverbot so sehr wie der Grüne die Endlagerung abgebrannter Brennstäbe. "Arbeitsplätze in vierstelliger Höhe würden unwiederbringlich verloren gehen, sollte diese Insellösung umgesetzt werden", barmt Dehoga-Chefin Rose Pauly . Aber die sorgt sich umsonst. Denn die Grünen, die die Atomkraftwerke abgestellt haben, konnten in Hamburg das absolute Rauchverbot nicht erkämpfen. Nur Miesmacher und Mediziner würden Frau Pauly, rauchgereizt, was husten. Der Rest kann sich doch freuen, oder? Ein Verbot weniger! Jetzt aber nicht stehen bleiben, Dehoga: Es müssen noch die Altersgrenze für Alkoholausschank an Jugendliche und schikanöse Gesundheitsamts-Kontrollen fallen. Sonst gehen bestimmt Tausende Arbeitsplätze verloren!

Die wiederum gingen wohl auch verloren, wenn die Rote Flora an einen Investor (Hanzevast, Interesse?) verkauft würde. Verfassungsschützer, Journalisten, Bezirkspolitiker, Stadtentwicklungsbeamte und Schlaumeier könnten nicht mehr zu Tode analysieren, was dort eigentlich warum geschieht (ist ohnehin nicht viel). Nun hat Eigentümer Klausmartin Kretschmer (böse!!!) die Nase voll oder die Taschen leer und will das Haus verkaufen. Aber was kommt dann dahin? Und wohin mit den Anarchos? Die Beantwortung dieser Fragen dauert in der "Weltmetropole" (Dehoga) bekanntlich lange. Vielleicht entscheidet sich das erst, wenn man in Gaststätten nicht mehr rauchen darf und Hanzevast ein gemeinnütziges Unternehmen wird, das kostenlose Schulspeisungen anbietet und Wale rettet. Das fänden wir (die Bösen) jedenfalls - gut.

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