Zum Geburtstag ist die Zukunft ungewiss

Gängeviertel Das KünstlerInnenquartier wird acht Jahre alt. Gespräche mit der Stadt über die Sanierung, die Kosten und die Selbstverwaltung stagnieren seit Anfang des Jahres

Zum Geburtstagbespielt das Gängeviertel von diesem Freitagabend bis Sonntagabend verschiedene Räume und Outdoor-Bühnen. Hier ein paar Highlights zusammengefasst:

Politaoke: Karaoke für politische Reden ohne Parteiprogramme. Samstag 18 & 22 Uhr, Fabrique Vorhof.

Ausstellung „Post G20#2“: Freitag und Samstag, 13 bis 20 Uhr, Mom Artspace.

„What is a militant aesthetic?“: Diskussion zur Politisierung der Kunst. Mit Esther Leslie und Ben Watson. Freitag 18 Uhr, Mom Artspace.

Es geht um Millionenbeträge und um die Zukunft des KünstlerInnenviertels: Ganze 26 Millionen Euro wollen die AktivistInnen der Stadt anbieten. Im Gegenzug soll der Senat ihnen die Häuser für 75 Jahre in Erbpacht überlassen. Der Betrag ergibt sich aus der Miete, die die NutzerInnen ohnehin schon zahlen, nur eben auf 75 Jahre gerechnet. Zum achten Geburtstag, den das Gängeviertel an diesem Wochenende begeht, sei es so wichtig wie nie, die Eigentumsverhältnisse zu klären, sagen die AktivistInnen.

In den vergangenen Wochen war das Gängeviertel im Zuge der G20-Proteste in die Schusslinie geraten. Während der Gipfeltage hatten die AktivistInnen eine „Oase“ für müde DemonstrantInnen eingerichtet. Als die SPD nach den Krawallen gegen die Rote Flora hetzte, sprach das Gängeviertel dem autonomen Zentrum seine Solidarität aus. Der Fraktionschef der SPD-Mitte, Arik Willner, drohte daraufhin, den AktivistInnen die Förderung zu streichen. „Das ist Erpressung“, sagt Mathias Kuhl-mann vom Gängeviertel, „und dazu eine schlechte.“ Mit 7.000 Euro jährlich bezuschusst der Quartierfonds das Viertel – ein lächerlicher Betrag angesichts der Kosten, die durch die Sanierung entstehen.

Wegen der Sanierungskosten laufen Verhandlungen zwischen dem Gängeviertel und dem Senat – nur liegen die derzeit auf Eis. Die Stadt hat 20 Millionen Euro zur Sanierung der maroden Gebäude springen lassen, die AktivistInnen haben zahlreiche Stunden ehrenamtliche Arbeit investiert. „Würde man die Arbeit halbwegs fair entlohnen, entspräche das in acht Jahren 10 Millionen Euro“, rechnet Gängeviertelsprecherin Christine Ebeling. Vor zweieinhalb Jahren hatte das Gängeviertel die Gespräche platzen lassen, will aber eigentlich weiter verhandeln. Seit Januar fand kein Gespräch mehr statt. Ksch