Abriss, Neuaufbau, Abriss – Gängeviertel im Wandel

Früher erstreckte sich das Gängeviertel über mehrere Stadtteile, doch nach Epidemien und politischen Beschlüssen fing es an immer weiter zu schrumpfen bis zu dem Punkt, wie es heute in Hamburg bekannt ist. Mehreren Abrissen folgten Sanierungs- und Infrastrukturmaßnahmen bis heute noch.

Straßenbau und Krieg führen zur Zersetzung des Gängeviertels

Nach dem Bau der Kaiser-Wilhelm-Straße Ende des 19. Jahrhunderts wird die Mönckebergstr. Anfang des 20. Jahrhunderts durch die verschiedenen Stadtteile gezogen. Um das Vorhaben in die Tat umzusetzen, kauft die Stadt die verschiedenen Grundstücke auf. Die Gängeviertel mussten der Verbindung von Hauptbahnhof und Rathaus sowie der U-Bahn weichen. Die Bewohner sollten ihre neue Heimat in Barmbek oder auf der Veddel finden. Während des ersten Weltkrieges pausierten die Baumaßnahmen, wurden jedoch nach dessen Beendigung weiter fortgesetzt, sodass die Gängeviertel immer kleiner wurden. Noch schlimmer kam es während der nationalsozialistischen Diktatur, als das Gängeviertel ein Ort der Übergriffe auf Kommunisten und Juden wurde, deren Lebens- und Handelnszentrum dort damals in Hamburg sich positionierte. Auch während der Bombenangriffe auf Hamburg im zweiten Weltkrieg war das Gängeviertel stark betroffen und schrumpfte immer weiter. Zudem gingen weite Teile 1958-64 wegen des Baus des Unilever-Hochhauses verloren. Nur noch wenige Häuser stehen heute noch. Die meisten in der Nähe des Gänsemarktes zwischen Valentinskamp, Caffamacherreihe und Speckstraße.

Kampf der Kunst und Kultur um das Gängeviertel heute

Kunstwerk im Gängeviertel
Kunstwerk am Eingang des Gängeviertels

Noch nicht lange ist es her und die übrig gebliebenen Reste des Gängeviertels wären fast der Abrissbirne zum Opfer gefallen. Lange Zeit verrotteten sie in direkter Nachbarschaft zu modernen Bürobauten und Einkaufsgeschäften. 2008 wurden die Gebäude durch die Stadt dem holländischen Investor Hanzevast endgültig verkauft, was mit einer Kündigung der übriggebliebenen Bewohnerschaft einher ging. Ein Jahr später sollten die meisten der Häuser abgerissen oder saniert werden. Doch es kam anders als geplant. Die Hamburger Initiative „Komm in die Gänge“ stemmte sich gegen das Vorhaben und konnte die ursprüngliche Planung verhindern. Ihr Ziel war und ist es Platz zu schaffen für Kultur und Kunst in Hamburg. Ebenso für soziale Projekte und Ateliers für Künstler. Seit knapp drei Jahren ist nun das Gängeviertel zwischen Valentinskamp, Caffamacherreihe und Speckstraße Teil der Hamburger Kunstszene. Den Häusern wird dabei immer mehr und immer weiter wieder neues Leben eingehaucht. Für das künstlerische Schaffen sind die wenigen Häuser Quell der Inspiration und hauchen auch der Kunst, welche in ihren Räumen entsteht, Leben ein. Ein Geben und Nehmen zwischen Umwelt und den Menschen, die in ihr agieren. Die derzeitige Entwicklung gibt jedoch Anlass zur Sorge, da sich die Sanierungsmaßnahmen wohl noch bis 2013 verzögern werden.

3 Replies to “Kunstgeschichte: Das Gängeviertel – Kampf ums Überleben”

  1. Nikolaus Gatter says:

    Vor mir liegt ein Katalog: „Maler in Hamburg“, hg. von Volker Detlef Heydorn, Band 3. Ein von Eva Platte zusammengestellter Anhang bringt Kurzbiographien der Künstler. Wer kennt die Künstlerin Elsbeth Mittelhaus? Sie ist geb. 16.6.1908 in Hamburg, und ließ sich nach dem Studium an den Akademien in München und Stuttgart 1933 in Hamburg nieder, wo sie an der Lichtwarkschule unterrichtete. Wer kann mir etwas über ihre Lebensumstände und ihr Todesdatum mitteilen? Herzlichen Dank für jeden Hinweis!

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