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Hamburg (Print Regionales) Hamburger Momente

Vorbeugend

Vorsicht ist die Mutter aller Porzellankisten. Die rüstige alte Dame wohnt jetzt im besetzten Gängeviertel, jongliert zur Übung täglich auf dem Baugerüst zwei Stunden lang mit zerbrechlichen Figurinen und freut sich über die allgemeine Aufmerksamkeit, die dem Quartier zuteil wird. Danach sah es lange nicht aus, als die Stadt das Viertel präventiv an einen holländischen Investor verkauft hatte, um es nicht selbst verfallen lassen zu müssen.

Dann besetzten Lebenskünstler das Viertel, um einem Abriss zuvorzukommen - und schon war die Aufregung groß. Entsprechend entspannt kaufte die Stadt das Viertel vorsorglich zurück - im Stück, auf die Hand, zum Gleichsanieren -, um es weder ein- noch aus- oder gar auf-, geschweige denn überhaupt räumen zu müssen. Doch schon bald - und bevor da irgendetwas repariert worden wäre - beschwerte sich laut "Hamburger Abendblatt" der Mineralölkonzern Esso bei der Wirtschaftsbehörde präventiv über die Zustände im verfallenen Künstlerquartier - weil er, der Konzern, in ein Bürogebäude direkt nebenan eingezogen war - und forderte eine Sanierung, wobei er vorbeugend auf Brandgefahren hinwies.

Wenig später demonstrierte Greenpeace vor Esso und beschwor Horrorszenarien aus der Präventiefsee herauf. Nun verhandeln die Künstler angeblich hinter vorgehaltener Wand nicht nur mit der Stadt Hamburg, sondern auch mit Barack Obama über die Nutzung ihres Slogans "Komm in die Gänge" - im Vorwege der Wiederwahlkampagne. Ein Künstler fing derweil schon mal mit der Sanierung an und bemalte eine Viertel-Hauswand - Gerüchten zufolge nicht mit Öl-, sondern mit Wasserfarbe, damit der Konzern nicht anfängt, vor der eigenen Haustür nachzubohren.

Inzwischen haben die wilden Künstler übrigens versprochen, sie wollten mal ordentlich aufräumen, und die Wirtschaftsbehörde und die Kulturbehörde und Esso haben gesagt, na, denn is' ja gut. Jetzt wird weiter verhandelt, zwischen Besetzern und Stadt. Vorbeugend weise ich hier mal darauf hin, dass es an der Zeit ist, das Gängeviertel vorbeugend zu sanieren, weil sonst bald Künstlern beim Aufräumen oder den Kunden auf dem Weg zum Friseur im Erdgeschoss oder auf dem Weg zur Tankstelle ein Gebäude auf den Kopf fallen könnte.

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