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Vermischtes (Print WAMS)

Risse im alten Mauerwerk

Stiftung Denkmalpflege fordert Augenmaß beim Neubau im Gängeviertel

Wenn in Hamburg über die Zukunft des Gängeviertels diskutiert wird, verstehen viele darunter nur die Häuser am Valentinskamp, die im August 2009 von Künstlern besetzt worden waren. Tatsächlich aber ist das Gängeviertel weitaus größer. Und während die Stadtentwicklungsbehörde (BSU) und die Künstler seit nunmehr acht Monaten über die Zukunft der besetzten Häuser diskutieren, werden Stimmen laut, die sich um das Gesamtbild des Gebietes Sorgen machen.

Nur wenige Meter von den Künstlerhäusern entfernt ist noch heute eine wahrhaft historische Häuserzeile im Bäckerbreitergang zu bestaunen - eines der letzten Beispiele für die vorindustrielle Fachwerkarchitektur, welche im Hamburger Brand von 1848 weitgehend zerstört wurde. "Hier bietet sich noch ein urtümliches Bild, das bis auf das 17. Jahrhundert zurückgeht", sagt Irina von Jagow, Geschäftsführerin der 1978 gegründeten Stiftung Denkmalpflege, in deren Besitz sich die Häuserzeile befindet.

Eine echte Zusammenarbeit mit den Gängeviertel-Künstlern habe noch nicht stattgefunden, so von Jagow, die sich angesichts rundum empor wachsender Bürogebäude Sorgen macht: "Wir fordern, dass die Stadt die Bedeutung unserer Häuser mitberücksichtigt, denn ein Denkmal braucht auch ein angemessenes Umfeld." Ein Teil der Fassaden wurde 2006 saniert, nun braucht die Stiftung dringend Geld, um auch die anderen Teile zu sanieren. Allerdings bestehe die Gefahr, dass sich aufgrund der massiven Bautätigkeit in der Umgebung immer wieder Risse im Mauerwerk bilden. "Diese Häuser sind eines der ältesten Hamburger Denkmäler. Altes und Modernes können nebeneinander bestehen, aber der Maßstab muss stimmen. Derzeit entsteht hier eine 'City West', die die letzten kleinen Gängeviertelhäuser in den Schatten stellt", sagt von Jagow.

Man sei durchaus zur intensiveren Zusammenarbeit mit der Stiftung bereit, sagt Christine Ebeling, Sprecherin der Gängeviertel-Initiative. Und auch sie kritisiert, dass in der Umgebung massiv gebaut werde: "Der Blick vom Valentinskamp auf die Musikhalle ist schon fast genommen, insgesamt gibt es immer weniger Blickachsen." Zwar lebe die Attraktivität des Viertels durchaus vom Kontrast zwischen Alt und Modern, sagt Ebeling. "Hier können alle Besucher deutlich sehen, wie es einmal war und wie es geworden ist. Dennoch stellen die neuen Hochhäuser die alte Bausubstanz immer mehr in den Schatten."

Der Erhalt der besetzten Häuser nimmt derweil aber immerhin Gestalt an. Noch in diesem Jahr will der Senat laut BSU-Sprecher Enno Isermann das Gelände zum Sanierungsgebiet erklären. Die Stadtentwicklungsgesellschaft soll Sanierungsträger werden - damit könnten sich auch die Künstler anfreunden, sagt Ebeling.

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