Newsticker
Schlagzeilen, Meldungen und alles Wichtige
Die Nachrichten heute: Newsticker, Schlagzeilen und alles, was heute wichtig ist, im Überblick.
Zum Newsticker
  1. Home
  2. Regionales
  3. Hamburg
  4. Gängeviertel: Der Widerstand bündelt sich jetzt

Hamburg Gängeviertel

Der Widerstand bündelt sich jetzt

Gaengeviertel Gaengeviertel
Der Künstler Andreas Schrank posiert neben einem Transparent vor einem der Häuser im Gängeviertel
Quelle: Roland Magunia
Die Gegner unterschiedlicher Bauprojekte in Hamburg rücken jetzt zusammen. Der Gegenwind gegen eine Reihe von Bauprojekten in Hamburg wird stärker, dies trifft nicht nur auf die Pläne des Investors Hanzevast für das Gängeviertel, sondern auch auf das Ikea-Vorhaben in Altona und die Sanierung auf St. Pauli zu.

Vernetzung lautet das Zauberwort im Internetzeitalter. „Wir sind sehr gut vernetzt“, hört man dieser Tage an vielen Orten und von vielen Menschen der Stadt. Die Hausbesetzer des Gängeviertels, die Künstler im Altonaer Frappant-Gebäude, die Clubbetreiber an der Sternbrücke oder St.Paulis „Gentrifizierungsgegner“ von „No BNQ“ – alle reden so. Alle versichern sich gegenseitig ihrer Solidarität.

Ein Vertrauter der verschiedenen Gruppierungen bestätigte im Gespräch mit WELT ONLINE: „Die Vernetzung ist wirklich ausgesprochen gut.“ Und auch im Gängeviertel teilt man die Ansicht. „Ja, das Protestpotenzial wächst“, ist sich Künstlerin Marion Walter sicher. „Wir haben ausgezeichneten Kontakt zu anderen Künstlern und Initiativen.“ Mittlerweile ist genau dies deutlich hör- und sichtbar: Auf Protestveranstaltungen gegen den Abriss des Gängeviertels, gegen Neubaupläne im Bernhard-Nocht-Quartier (BNQ), gegen Mietsteigerungen im Schanzenviertel, gegen Ikea in Altona oder gegen das Ende von Astra-Stube und Fundbüro an der Sternbrücke nimmt man Bezug aufeinander und unterstützt sich. Bekannte Gesichter halten bekannte Protestschilder hoch – nur mit einem anderen Spruch auf der Vorderseite.

Nach der im letzten Moment fristgerechten Zahlung des holländischen Investors Hanzevast stellt sich angesichts der zahlenmäßig großen Gruppe von Sympathisanten also die Frage, was im Falle eines Baubeginns passiert: „Das kann ich nicht beantworten“, sagt Marion Walter und betont: „Niemand will einen bewaffneten Kampf.“

Mittlerweile verdichten sich Gerüchte, Hanzevast wolle mit Zahlung der zweiten Rate lediglich auf eine hohe Entschädigungssumme der Stadt pokern, falls diese aufgrund hoher Sympathiewerte in der Bevölkerung für die Künstler doch noch vom Vertrag zurücktreten wolle. Auf erneute Anfrage von WELT ONLINE äußerte sich Hanzevast jedoch auch gestern nicht. Und auch das Hamburger Unternehmen Implan, das zu zehn Prozent am Projekt beteiligt ist, konnte keine Auskunft geben. Man erfahre selbst alle Neuigkeiten nur aus der Presse, hieß es dort. Markus Schreiber, Leiter des Bezirksamtes Hamburg-Mitte, bestätigte aber, dass die im September erteilte Baugenehmigung weiterhin nur für die bereits bekannten Hanzevast-Pläne gelte. Diese sehen Sanierung, Umbau und einen umfangreichen Abriss vor.

Die Gängeviertel-Aktivisten bezweifeln außerdem, dass die jetzt abgelaufene Sechs-Wochen-Frist nicht rechtens war. Kulturbehörden-Sprecherin Ilka von Bodungen betont aber: „Wenn der Senat in den letzten vier Wochen vom Vertrag mit Hanzevast zurückgetreten wäre, hätte er klaren Vertragsbruch begangen.“ Verträge zwischen Investoren und der Stadt sind generell nicht für die Öffentlichkeit einsehbar.

Auch in Altona droht ein massiver Konflikt, wenn Ikea in der Großen Bergstraße bauen darf. Auch dort sind Künstler betroffen. Und auch sie sind gut vernetzt. Deren Sprecherin Gianna Schade sagt: „Wir haben bestimmt keine Lust auf Eskalation. Wirklich vorhersehen, was passiert, wenn Ikea kommt, kann ich aber auch nicht.“ Über die Hälfte der rund 120 Untermieter seien Designer oder Architekten, die von gewaltsamem Widerstand meilenweit entfernt seien, so Schade. Alle zahlen Miete – 3,60 Euro kalt pro Quadratmeter. „Allerdings mussten fast alle ja schon mal aus anderen Räumen raus. Darauf haben viele keine Lust mehr.“

Räume gebe es genug, kritisiert Schade, aber die Stadt würde diese lieber leer stehen lassen, als an Künstler zu vermieten. Angebote in Hammerbrook oder Wilhelmsburg lehnt sie aber ab. Das Bezirksamt Altona schlug zudem bereits einen Umzug ins leer stehende Finanzamt vor. Schade: „Wir haben nie ein offizielles Angebot erhalten. Aber das wäre auch zu klein und mit 4,50 Euro pro Quadratmeter zu teuer.“

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema