Newsticker
Schlagzeilen, Meldungen und alles Wichtige
Die Nachrichten heute: Newsticker, Schlagzeilen und alles, was heute wichtig ist, im Überblick.
Zum Newsticker
  1. Home
  2. Regionales
  3. Hamburg
  4. Stadtplanung: Senat will Gängeviertel zurückkaufen

Hamburg Stadtplanung

Senat will Gängeviertel zurückkaufen

Chefreporter WELT AM SONNTAG
Besetzer des Hamburger Gaengeviertels erzielen Teilerfolg Besetzer des Hamburger Gaengeviertels erzielen Teilerfolg
Das Konzept für das Gängeviertel soll überarbeitet werden
Quelle: ddp/DDP
Der Hamburger Senat verfolgt den Plan, das Gängeviertel entweder mit Hanzevast zu einem Künstlerviertel zu entwickeln – oder das ganze Quartier zurückzukaufen. Zu einem mutmaßlich höheren Preis, als der Investor ausverhandelt hat, denn die Niederländer werden Planungskosten geltend machen wollen.

Es ist eine Meldung, die der Senat am liebsten zwischen Nachrichten aus der Kategorie „Erfolgreiche Apfelernte im Alten Land“ verstecken möchte. Auf Nachfrage verweisen Pressesprecher verschiedener Behörden stets auf die hölzerne Pressemitteilung, nach der die Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk ein neues Konzept für das Gängeviertel ausarbeiten soll (WELT ONLINE berichtete) und damit stärker in die Verhandlungen und Planungen über die Zukunft des Viertels eingebunden wird. Insbesondere der Denkmalschutz und die Künstlerinitiative sollen stärker berücksichtigt werden.

Doch dahinter steckt der Plan, das Gelände entweder mit Hanzevast zu einem Künstlerviertel zu entwickeln – oder das ganze Quartier zurückzukaufen. Zu einem mutmaßlich höheren Preis, als der Investor ausverhandelt hat, denn die Niederländer werden Planungskosten geltend machen wollen. Und diesen Zuschlag will die Stadt so klein wie möglich halten. Der Kaufpreis soll damals zwischen sieben und zehn Millionen Euro gelegen haben.

Der Kurswechsel auf Samtpfoten zeichnete sich in den vergangenen Tagen schon ab, als die Stadt auf die Besetzer des Gängeviertels zuging und ihnen zum Ausgleich für die besetzten Gebäude Druckerei und Fabrik 6000 Quadratmeter in anderen Häusern anbot. Daraufhin räumte die Initiative Komm in die Gänge die beiden Gebäude, versäumte es aber nicht mitzuteilen, Hanzevast als Eigentümer auch in Zukunft ablehnen zu wollen. Der Investor sei zwangsläufig an Rendite interessiert, nicht an soziokulturellen Stadtquartieren, hieß es aus der Initiative.

Seit Wochen streiten die Künstler mit der Stadt und dem niederländischen Investor Hanzevast um die Zukunft des 7000 Quadratmeter großen Areals. Die Kulturbehörde hatte den Künstlern Ende August zugesichert, Teile der geschichtsträchtigen Häuser und Hinterhöfe vorerst nutzen zu können. Seither veranstalteten über 250 Künstler unter der Schirmherrschaft des Malers Daniel Richter Ausstellungen, Konzerte und Lesungen, die bisher von mehr als 10.000 Gästen besucht wurden. Ferner sammelte die Initiative knapp 20.000 Unterschriften zum Erhalt des Viertels.

Hanzevast hat laut Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) am Montag fristgerecht eine weitere fällige Rate des Kaufpreises bezahlt. Das Unternehmen hatte bekräftigt, an dem Wohnungsbauprojekt festzuhalten. In fünf Monaten ist die nächste und letzte Rate fällig.

Christine Ebeling, Sprecherin der Initiative, bekräftigte dagegen den Wunsch, mit Finanzsenator Michael Freytag (CDU) zu reden. „Er hat die Fäden in der Hand, also wollen wir auch mit ihm reden“, so Ebeling. Die Prüfung des Kaufvertrags durch eine Anwältin der Initiative habe außerdem ergeben, dass keine Geheimhaltungsklausel vereinbart worden sei. „Wir sind dafür, den Vertrag mit Hanzevast offenzulegen und darüber zu diskutieren“, sagte Ebeling.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema