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Hamburg Hamburger Gängeviertel

Aktivisten werfen der Stadt Versäumnisse vor

Der Aufstand von 200 Künstlern gegen den Abriss des historischen Gängeviertels jährt sich zum sechsten Mal. Doch trotz fortschreitender Sanierungen gibt es Kritik an der Zusammenarbeit mit der Stadt.

Genau sechs Jahre ist es her, dass Künstler und Aktivisten das Hamburger Gängeviertel besetzten, um die historische Bausubstanz zu retten. Nach zunächst voranschreitenden Planungs- und Sanierungsmaßnahmen kam es Anfang des Jahres zum Zerwürfnis von Verein und Genossenschaft auf der einen und der Stadt Hamburg auf der anderen Seite. Ein halbes Jahr später gibt es allerdings Fortschritte, berichtet am Freitag Till Haupt von der Genossenschaft.

So würden die ersten beiden sanierten Wohnhäuser mit insgesamt 16 Wohn- und Ateliereinheiten bis Oktober in die Verwaltung der Genossenschaft übergehen. „Pünklich zum sechsten Geburtstag haben wir das geschafft, was im Kooperationsvertrag vorgesehen war“, sagt Haupt. Mit diesem Schritt können die ersten Mieter nun auch längerfristige Mietverträge abschließen - bisher gab es für sie lediglich Übergangsverträge.

Langsame Hamburger Bürokratie 

Trotz dieser Fortschritte werfen Verein und die Genossenschaft der Stadt schwere Versäumnisse bei der Zusammenarbeit vor. Die städtische Verwaltung reagiere entweder sehr langsam oder baue hohe Hürden auf. Einen Grund sehen die Bewohner in der angespannten Personalsituation: „Der Abbau in der Verwaltung muss gestoppt werden“, sagt Sprecher Michael Ziehl. Die derzeitigen Arbeiten laufen auf Basis der Planungen vor dem von Initiative und Stadt ausgerufenen Stopp im Februar.

Die Stadt hat die Häuser Jahrzehnte lang verrotten lassen. Wir bekommen von den 20 Millionen Euro keinen Cent. Die Stadt investiert in ihren eigenen Immobilienbestand
Michael Ziehl, Gängeviertel-Sprecher

Ein weiteres Problem: Die Stadt habe aus verschiedenen Töpfen Fördergelder beantragt. Die Bedingungen, etwa für die Wärmedämmung, würden aber oft den belangen des Denkmalschutzes entgegenstehen. Die Bewohner würden zudem gerne mehr Eigenleistungen bei der Sanierung und dem Ausbau erbringen - die Bedingungen für die Bewilligung der Fördergelder verhindere dies allerdings. In den nächsten Jahren stellt die Stadt 20 Millionen Euro für weitere Sanierungen bereit.

Demnächst ist die „Fabrique“, das künftige Herz des Viertels im Rohbau saniert, sagte Christine Ebeling vom Verein. Der Innenausbau müsse aber noch gestemmt werden. Dazu soll es eine Crowdfunding-Aktion geben. In dem Gebäude soll es einen Saal mit Bühne, eine Galerie, eine Küche und Ateliers für Siebdruck und Fotografie geben. „Die Stadt hat die Häuser Jahrzehnte lang verrotten lassen.“ Ziehl betont: „Wir bekommen von den 20 Millionen Euro keinen Cent. Die Stadt investiert in ihren eigenen Immobilienbestand.“

An diesem Wochenende feiert das sozio-kulturelle Zentrum mit Konzerten, Lesungen und Diskussionsveranstaltungen sechsten Gründungstag.

2009 drohte der Komplettabriss des historischen Gängeviertels - für mehr als 200 Künstler damals nicht hinnehmbar: Sie besetzten den Gebäudekomplex zwischen Valentinskamp, Caffamacherreihe und Speckstraße. Inzwischen habe man 700 Genossen gewinnen können. In der Kasse seien 400.000 Euro.

mit dpa

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