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Hamburg Gängeviertel

Investoren verschärfen Gangart gegen Künstler

Gaengeviertel Gaengeviertel
Für die Künstler, die sich im Gängeviertel niedergelassen haben, wird es ernst
Quelle: Roland Magunia
Für Hamburgs Künstler brechen harte Zeiten an. Zum einen verschärft der Investor Hanzevast den Ton und hat den Antrag auf eine Einstweilige Verfügung eingereicht, nach der Verträge mit der Initiative „Komm in die Gänge" verboten werden sollen. Zum anderen haben die Künstler im „Frappant" am Altonaer Bahnhof ihre Kündigung erhalten.

Die Künstler sollen bis Ende November aus dem leer stehenden Gebäude ausziehen. Der Möbelriese Ikea will den Betonklotz abreißen und dort eine City-Filiale bauen.

Im Tauziehen ums Gängeviertel hat Hanzevast jetzt überraschend das Landgericht Hamburg angerufen. Der Stadt soll nach dem Willen des Unternehmens verboten werden, neue Nutzungsverträge abzuschließen (AZ 303 O 434/09). Das Landgericht hat den Antrag am vergangenen Mittwoch abgelehnt, nun liegt die Sache beim Oberlandesgericht.

Die Richter schmetterten Hanzevasts Antrag ungewöhnlich deutlich ab. So schreiben sie, dass ein „Verfügungsgrund“ weder „substantiiert dargetan noch glaubhaft gemacht“ worden sei. Hanzevast behauptete, dass neue Nutzungsvereinbarungen zwischen Stadt und Künstlern unmittelbar bevorstehen würden. Die Kammer sah das als „nicht glaubhaft gemacht“ an, da man sich nur auf Zeitungsberichte stütze.

Gleichzeitig äußerte sich Hanzevast gestern säuerlich über die Neuplanung des Gängeviertels. Unter der Überschrift „Vier Pläne in vier Jahren“ moniert das Unternehmen, dass es über mehrere Jahre zwei Konzepte bis zur Bauantragsreife mit allen Ressorts entwickelt habe, die dann doch abgelehnt worden seien. Einem vierten Konzept stünde es „kritisch, aber durchaus positiv gegenüber“. Voraussetzung für ein die Vorlage eines neuen Konzeptes sei, dass die Stadt darlege, wie das Projekt wirtschaftlich betrieben werden könne.

Düster sieht es auch für die Initiative in Altona aus. Nach Informationen von WELT ONLINE hat die Münchner Immotrading GmbH den Künstlern im leer stehenden Frappantgebäude zum 30. November gekündigt. Rund 130 Menschen nutzen die Räume in der Großen Bergstraße (Altona) vorübergehend als Ateliers. Sie sind über ein Netz von Untermietverträgen organisiert und zahlen 3,60 Euro pro Quadratmeter zuzüglich Betriebskosten. Die Immotrading GmbH hatte das massive Beton-Gebäude im Sommer zwar an Ikea verkauft – der schwedische Möbelkonzern plant den Abriss und einen Neubau für eine moderne Cityfiliale. Doch die Immotrading GmbH verwaltet das Gebäude nach wie vor.

„Wir sind sehr überrascht, dass unser Nutzungsvertrag nicht mehr verlängert wurde“, sagt Künstlerin Gianna Schade. „Dies ist eigentlich unnötig, da eine Entscheidung, ob Ikea kommt, ja sowieso erst im Frühjahr fällt. Jetzt will man uns zum Winteranfang vor die Tür setzen.“ Die Künstler wollen nun versuchen, den Verwalter noch einmal umzustimmen. Außerdem sollen Gespräche mit der Stadt über Alternativflächen geführt werden. Das Angebot des Bezirksamtes Altona, die Künstler könnten Räume des nahe gelegenen und leer stehenden Finanzamtes nutzen, wurde aber vor einigen Wochen nicht angenommen. „Ein solches Angebot hat uns offiziell nie erreicht“, sagt Schade. „Also können wir uns dazu gar nicht äußern.“

Zurzeit läuft ein Bürgerbegehren gegen Ikea. Bis zu einer endgültigen Entscheidung durch einen Bürgerentscheid herrscht Planungsstopp. Eine Vertragsklausel sichert Ikea zu, gegebenenfalls vom Kaufvertrag zurücktreten zu können.

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