„Transparenter Leerstand“

Leerstandsmelder-Kongress im Gängeviertel

■ 32, Architekt, ist Mitinitiator der Internetseite leerstandsmelder.de und Sprecher der Initiative „Komm in die Gänge“.

taz: Herr Ziehl, Sie haben vor zwei Jahren die Internetplattform leerstandsmelder.de gegründet. Wie ist Hamburg derzeit von Leerstand betroffen?

Michael Ziehl: Im Leerstandsmelder sind 700 Gebäude markiert, doch das ist nur ein Bruchteil des tatsächlichen Leerstands: Der Mieterverein geht von 2.000 ungenutzten Wohnungen aus.

Wie funktioniert der Leerstandsmelder?

Jeder, der von einem ungenutzten Gebäude weiß, kann es auf unserer Website melden. Anschließend werden die Leerstände auf einer virtuellen Stadtkarte verortet.

Wie erfolgreich ist das Projekt?

Die positive Resonanz hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Heute gibt es das Projekt in 13 deutschen Städten. Der Leerstand ist kein Nischenthema mehr und auf der politischen Agenda angekommen.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung der Hamburger Wohnungspolitik?

Der Senat hat zwar angekündigt, den Leerstand zu bekämpfen – etwa durch die Wohnraumoffensive und eine Verschärfung des Wohnraumschutzgesetzes. Doch viele Bezirksämter sind personell unterbesetzt und können der Problematik nicht nachgehen. Die Politik könnte schneller reagieren, etwa durch die Umwandlung von Büro- in Wohnraum. Schließlich liegen viele leer stehende Gebäude in öffentlicher Hand.

Vermieter und Eigentümer fürchten, auf Ihrer Website an den Pranger gestellt zu werden. Was entgegnen Sie der Kritik?

Wir wollen keine Hetze betreiben, sondern in Dialog treten. Leider sind nur wenige Eigentümer bereit, Gründe für den Leerstand offenzulegen.  INTERVIEW: ANNIKA LASARZIK

„Leergang – Kongress zum Leerstandsmelder“: 22. – 24. März, Gängeviertel, Valentinskamp 39