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Hamburg Künstlerhäuser

Sanierung des Gängeviertels verzögert sich

Gaengeviertel Gaengeviertel
Im November stellte die Kulturbehörde das Gängeviertel beim Emporio-Haus nahezu komplett unter Denkmalschutz
Quelle: Andreas Laible/Andreas Laible
Schon wenige Monate nach der Einigung von Initiative und Senat stocken die Pläne im Gängeviertel – die Steg wartet auf Übereignung.

Die geplante Sanierung des Gängeviertels ist an einer ersten Hürde ins Straucheln geraten. Der Beginn der bis 2020 veranschlagten Arbeiten verzögert sich schon jetzt um mehr als sechs Monate. Der Senat geht mittlerweile davon aus, dass die Baumaßnahmen erst in einem Jahr starten können. Noch vor drei Monate war der Sommer dieses Jahres im Gespräch. Opposition und Gängeviertel-Initiative fordern einvernehmlich mehr Tempo in der Behördenabstimmung.

Grund: Juristische Feinabstimmungen

20 Millionen Euro zahlt der Senat für die Sanierung – dies sicherte die SPD im Herbst der Initiative zu. Frank Krippner, Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde (BSU), sagte nun: „Das Geld steht bereit.“ Ein Grund für die Verzögerung sind allerdings juristische Feinabstimmungen: Die Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg), ein privater Träger, der die Sanierung durchführen soll, ist noch immer nicht Treuhänder des Areals am Valentinskamp. Zwar stimmte die Kommission für Bodenordnung Ende Februar einer Übereignung zu, doch der Vertrag ist noch nicht fertig. „Es fehlen noch zwei notarielle Beglaubigungen, die voraussichtlich im Laufe des März erfolgen werden“, teilte Daniel Stricker, Sprecher der zuständigen Finanzbehörde, mit.

Erst wenn die Steg offizielle Eigentümerin und Bauherrin ist, kann sie mit der konkreten Planung und mit der Ausschreibung von Aufträgen beginnen. Auch dies werde weitere Zeit brauchen, hieß es in Behördenkreisen. Es müssten zahlreiche Statikdetails sowie die zeitliche Abfolge der Sanierung geklärt werden. Zudem läuft der künstlerische Betrieb im Gängeviertel weiter. Ob die Baumaßnahmen tatsächlich „Anfang 2013“ beginnen können, wie der Senat meint, steht also auch nicht eindeutig fest.

Historische Zeugnisse soll erhalten werden

Im Gängeviertel werden kritische Stimmen laut. „Wir würden uns natürlich wünschen, dass die Sanierung so schnell wie möglich beginnen könnte“, sagte Sprecherin Christine Ebeling. „Die von uns eingesetzte Baukommission ist seit Anfang des Jahres tätig – zurzeit prüfen Restauratoren in allen Räumen, was erhalten werden kann.“ Nach Ansicht der Initiative handelt es sich bei einigen Wand-Gestaltungen um einmalige historische Zeugnisse. Etwa im Hinterraum der Jupi-Bar finden sich Malereien aus dem 19. Jahrhundert. Die Initiative veranstaltet Fach-Kolloquien, um zu klären, wie der damalige Zustand wieder hergestellt werden kann.

Und auch die Opposition in der Bürgerschaft wird angesichts der Verzögerung ungeduldig. Jörg Hamann von der CDU-Fraktion fordert: „Die Sanierung muss so schnell wie möglich beginnen, ich verstehe nicht, worauf man noch wartet.“ Es müsse bald geklärt werden, wie die künftigen Räume im Detail genutzt werden. Doch auch im Sinne des Gebäudeerhalts müsse etwas geschehen: „Eine weitere Verschleppung der Renovierungsarbeiten führt dazu, dass die Bausubstanz sich mit jedem Monat verschlechtert. „Unverzügliches Handeln ist jetzt gefragt, wenn dem Senat etwas am Gängeviertel liegt.“

GAL kritisiert Senat für mangelhafte Vorbereitungen

Olaf Duge, Bauexperte der Grünen-Fraktion, erkennt Gründe für die Terminverschiebung in einer mangelhaften Vorbereitung. Senat und Initiative hätten nicht gründlich genug gearbeitet: „Es war zu befürchten, dass es zu Verzögerungen beim Baubeginn kommt – denn in den Verträgen gab es einige unklare Formulierungen. Bevor die Bausubstanz weiter leidet, müssen jetzt wenigstens die nötigsten Reparaturen gemacht werden. Die Sanierung des Gängeviertels muss schnellstmöglich beginnen.“

Obwohl die historischen Häuser nun voraussichtlich noch einen weiteren kompletten Winter überstehen müssen, ist die Sicherheit der intensiv von Künstlern genutzten Räume aber offenbar nicht in Gefahr. In der Antwort auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Hamann weist der Senat darauf hin, dass zuletzt etwa ein Dach abgedichtet wurde. Die Steg, seit Oktober 2010 die Verwalterin der historischen Häuser, würde Kontrollen durchführen. Zuletzt sei die Bausubstanz vor einem Monat überprüft worden – im März soll eine weitere Prüfung stattfinden. Hamanns Kommentar: „Es ist zu hoffen, dass die Angaben zur baulichen Sicherheit stimmen.“

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