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Gängeviertel wird saniert

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Stadt schließt Kooperationsvereinbarung mit Verein und Genossenschaft Gängeviertel

Gängeviertel wird saniert

Hamburger Gängeviertel Hamburger Gängeviertel

Die Senatskommission für Stadtentwicklung und Wohnungsbau hat heute das Gängeviertel als Sanierungs- und Stadtumbaugebiet festgelegt. Damit kann die Sanierung auf der Grundlage des gemeinsam mit dem Verein Gängeviertel e.V. erarbeiteten Integrierten Entwicklungskonzepts beginnen.

Das Integrierte Entwicklungskonzept sieht den Erhalt der historischen Bausubstanz vor und will das Gebiet zu einem lebendigen innerstädtischen Quartier mit günstigen Mieten und Schwerpunkt auf preiswerten Nutzungen im künstlerischen Bereich entwickeln. Langfristige soziokulturelle Nutzungen, preiswerte Wohnungen und Wohnateliers sowie preiswerte Gewerberäume sollen geschaffen werden.

Der Senat würdigt mit dieser Vereinbarung das große Engagement derjenigen, die sich für ein lebendiges Gängeviertel einsetzen. Die genossenschaftliche Lösung wird ausdrücklich unterstützt. Zugleich stellt die Vereinbarung sicher, dass keine Privatisierung von gesellschaftlichem Eigentum zu Lasten der Allgemeinheit vorgenommen wird. Der Gestaltungsspielraum der Stadt beim Einsatz der hohen Investitionssumme bleibt erhalten.

Die Vereinbarung wurde heute Nachmittag in der Fabrik im Gängeviertel von Stadtentwicklungs- und Umweltsenatorin Jutta Blankau, Kultursenatorin Barbara Kisseler, Bezirksamtsleiter Markus Schreiber sowie Christine Ebeling und  René Gabriel vom Verein Gängeviertel eV und Anne Sophie Domenz sowie Florian Tampe für die Gängeviertel Genossenschaft 2010 eG unterzeichnet. In dieser Kooperationsvereinbarung sind die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten der Projektbeteiligten festgelegt. Verein Gängeviertel e.V. und Gängeviertel Genossenschaft 2010 eG bekommen umfangreiche Mitwirkungsrechte.

Jutta Blankau, Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt: „Gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohner des Gängeviertels ist uns ein großer Wurf gelungen:  Die Stadt investiert rund 20 Millionen in die Sanierung und schafft mit einem Vertrag auf Augenhöhe zugleich weitgehende demokratische Mitgestaltungsmöglichkeiten für die Bewohnerinnen und Bewohner. Nach dem langen Vorlauf des gemeinsam erarbeiteten Integrierten Entwicklungskonzepts kann nun endlich die dringend erforderliche Sanierung mit denjenigen angegangen werden, die sich hier für den Erhalt der historischen Gebäude engagieren und mit ihrer Arbeit das kulturelle Leben der Stadt bereichern.“

Barbara Kisseler, Kultursenatorin: „Mit der Unterzeichnung des Vertrags setzt die Stadt nicht nur ein Zeichen für den Denkmalschutz, sondern zeigt neue Wege für die Gestaltung von Stadtentwicklung auf. Dass mit dem Gängeviertel solch ein kreativer Ort Wirklichkeit geworden ist, ist in erster Linie dem unermüdlichen Engagement der Initiative zu verdanken. Es hat sich aber auch gezeigt, dass die Stadt in der Lage ist zu lernen und der Initiative sehr entgegen zu kommen. Es freut mich daher sehr, dass eine Einigung gefunden wurde und Stadt und Künstler die Zukunft des historischen Quartiers nun gemeinsam gestalten.“

Markus Schreiber, Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte: „Ich freue mich, dass wir gemeinsam einen Weg gefunden haben, ein historisches  Stück Hamburg zu retten. Mit der Kooperationsvereinbarung können alle Seiten gut Leben. Der Bezirk Hamburg-Mitte wollte von Anfang an das Gängeviertel erhalten. Das ist nun geglückt. Jetzt heißt es, schnell mit der Sanierung zu beginnen, damit dieses alte Plätzchen Hamburgs für alle wieder erlebbar gemacht wird und nicht noch mehr Schaden nimmt. Die Gesamtverantwortung für das Sanierungsverfahren übernimmt der Bezirk gern. Wenn das Vorhaben funktioniert, kann Hamburg damit weit über seine Grenzen hinaus Maßstäbe setzen.“

Details der Kooperationsvereinbarung

  • Die Kooperationsvereinbarung regelt die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten im Rahmen des Sanierungsverfahrens.
  • Hamburg bleibt während der Sanierung Eigentümer der Gebäude und Grundstücke.
  • Die Eigentumsrechte werden während der Sanierung auf den Sanierungsträger (STEG-Hamburg-GmbH) als Treuhänderin übertragen.
  • Der Genossenschaft wird bei der Architektenwahl eine Mitwirkung zugestanden. Die Beauftragung der Architekten erfolgt durch den Sanierungsträger.
  • Für die gewerblichen und soziokulturellen Flächen wird die Selbstverwaltung durch die Genossenschaft schon während des Sanierungsverfahrens gewährleistet
  • Die nach der Sanierung jeweils zu zahlenden Mieten müssen kostendeckend sein.
  • Für die vor Abschluss des Sanierungsverfahrens fertiggestellten Wohnobjekte wird kurzfristig ein geeignetes Verfahren zur Übernahme in die genossenschaftliche Selbstverwaltung entwickelt.
  • Für die Vergabe der Wohnungen wird eine paritätische Belegungskommission gebildet.
  • Der Genossenschaft wird das Recht eingeräumt, nach Abschluss der Sanierung über den Ankauf bzw. Erwerb des Erbbaurechts zu verhandeln.

Kosten

Die Maßnahmen werden gefördert aus dem Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung. Die Investitionskosten, die in einem Zeitraum von ca. 8 Jahren entstehen, werden auf 20 Millionen  Euro geschätzt. Rund 15 Millionen Euro sollen durch Städtebauförderungsmittel der Integrierten Stadtteilentwicklung finanziert werden, an denen sich der Bund mit bis zu einem Drittel  im Rahmen der Bundesfinanzhilfen beteiligt. Um zu gewährleisten, dass die Sanierung zügig vorangeht, wird ein Sanierungsträger beauftragt, dem die Grundstücke und Gebäude in ein Treuhandvermögen übertragen werden. Das Gebiet befindet sich überwiegend im Eigentum der Stadt. Drei Grundstücke müssen noch von der Stadt von der Sprinkenhof AG gekauft werden.

Historische Entwicklung

Das Gängeviertel liegt in der Hamburger Neustadt, die im 17. Jahrhundert in eine Stadterweiterung einbezogen wurde. Bis Ende des 18. Jahrhunderts entstand bereits die Blockrandbebauung, die bis etwa 1840 vollständig mit Hinterhöfen verdichtet wurde. Das große Bevölkerungswachstum innerhalb der Stadtgrenzen führte zu sehr dichter Bebauung, die als Gängeviertel bekannt wurde. Die Gängeviertel der Neustadt wurden traditionell von mittleren bis ärmeren Hamburger Arbeiterfamilien bewohnt. Auch kleinteiliges Gewerbe war ansässig. Bis zum Zweiten Weltkrieg änderte sich wenig an der Bausubstanz des heutigen Gängeviertels, während weiter südlich in der Neustadt schon vor dem Ersten bzw. den Zweiten Weltkrieg ganze Blocks abgerissen wurden. Im „Gängeviertel“ wurden lediglich einzelne Fachwerkhäuser durch gründerzeitliche Bebauung ersetzt. Im Jahr 2002 bemühte sich der Senat um einen Verkauf des Gängeviertels an einen privaten Investor. Ab 2006 wurde mit dem Investor verhandelt, der den Zuschlag zum Erwerb des Quartiers erhielt. Die Bausubstanz sollte nach der Planung des Investors weitgehend abgebrochen und durch Neubauten ersetzt werden. Im Dezember 2009 erfolgte die Rücknahme des Kaufvertrages durch die Stadt vor dem Hintergrund der friedlichen Besetzung des Gängeviertels durch die Initiative „Komm in die Gänge“ im Sommer 2009.

Kontakte:

Bezirksamt Hamburg-Mitte,

Lars Schmdit-von Koss,

42854-2880,

lars.schmidt-vonkoss@hamburg-mitte.hamburg,de

Kulturbehörde,

Stefan Nowicki,42824-293,

stefan.nowicki@kb.hamburg.de

Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt,

Volker Dumann,

T: (040)428.40-32 49,

Volker.Dumann@bsu.hamburg.de.

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